UNSERE VISION

Im Herzen der Tessiner Alpen erweckt das Projekt der Stiftung Monti Sciaga e Indemini ein aussergewöhnliches Gebiet zu neuem Leben: ein gut erhaltenes Bergdorf, eingebettet zwischen Weiden, Wäldern und Alpen.

Wir verfolgen zwei Ziele:

1) Die Erinnerung an eine ländliche Berggemeinde mit einem einzigartigen Lebensstil, der heute verschwunden ist, bewahren.
2) Eine nachhaltige Zukunft gestalten, in der Natur, Kultur, Landwirtschaft und sanfter Tourismus ein lebendiges Gleichgewicht bilden.

 

Indemini und seine Alpen sind Zeugen einer seltenen Geschichte, die wir an künftige Generationen weitergeben möchten. Hier erzählt jeder Stein, jeder Weg, jeder Baum eine Geschichte von Widerstandsfähigkeit und Harmonie zwischen den Menschen und ihrer Umwelt. Diese Landschaft ist keineswegs unveränderlich, sondern wurde durch Jahrhunderte der Anpassung, des Teilens und der gegenseitigen Abhängigkeit zwischen Menschen, Tieren und Wäldern geprägt.

EIN KULTURELLES ERBE, DAS ES ZU SCHÜTZEN GILT

Indemini ist ein Dorf der Erinnerung, ein Ort, an dem die traditionelle Architektur noch immer die Sprache der Vergangenheit spricht. Seine Häuser aus Gneis, die Steindächer, die Holzbalkone und die gepflasterten Gassen zeugen vom Einfallsreichtum einer Bevölkerung, die es verstanden hat, sich an eine schwierige Umgebung anzupassen und in perfekter Symbiose mit den Bergen zu leben.

Auf der anderen Seite des Tals erstreckt sich die Alp Monti di Sciaga über mehr als 20 Hektar. Sie beherbergt einen Kern aus Stein und Holz, eingebettet in die Stille eines jahrhundertealten Buchenwaldes. Diese Ansammlung von Gebäuden und Wiesen ist durch einen alten Transhumanzweg mit dem Dorf verbunden, der eine lineare und organische Siedlung strukturiert, Zeugnis eines Lebens im Einklang mit den Jahreszeiten.

Die Restaurierung dieser Orte ist nicht nur eine einfache Massnahme zum Schutz des Kulturerbes: Sie ist eine Einladung, unseren Lebensstil zu überdenken – im kleinen Rahmen, an einem Ort, der Verbindungen, Zuhören und Kreativität fördert. Es geht darum, eine Form der Autonomie zu bewahren, die auf der Komplementarität der Nutzungen basiert: Mähen, Weiden, Anbau, Waldbewirtschaftung, saisonale Lebensräume.

EINE EINZIGARTIGE GESCHICHTE

Auf 938 Metern Höhe scheint Indemini ausserhalb der Zeit zu liegen. Dieses Dorf im Val Veddasca an der Grenze zwischen der Schweiz und Italien, das bereits 1260 erwähnt wurde, lebte lange Zeit in einer Situation der Quasi-Autarkie. Jahrhundertelang basierte die lokale Wirtschaft auf einer kollektiven Organisation der Ressourcen und einer rationellen Bodennutzung.

Isoliert, umkämpft, begehrt, blieb es lange Zeit unzugänglich. Die erste Strasse wurde erst 1918 auf der Schweizer Seite und 1964 auf der italienischen Seite gebaut. Seine Abgeschiedenheit prägte ein Sozialmodell, das auf Solidarität, Aufgabenteilung und generationsübergreifender Weitergabe beruhte. Eine Erinnerung, welche die Stiftung wiederbeleben möchte, nicht aus Nostalgie, sondern um daraus bleibende Lehren zu ziehen.

Die Bevölkerung hingegen ist weiter zurückgegangen: von 560 Einwohnern im Jahr 1906 auf weniger als 50 heute. Und doch ist jede Mauer, jede Terrasse, jeder Weg von diesem Gemeinschaftsleben geprägt, von dieser alpinen Kultur, die auf Zusammenhalt und dem langsamen Rhythmus der Jahreszeiten basiert.

EINE LEBENDIGE LANDSCHAFT

Das Gebiet von Indemini erstreckt sich über 11 km², von denen fast 80 % mit Wald bedeckt sind. Diese Wälder beherbergen eine aussergewöhnliche Artenvielfalt, bestehend aus Buchen, Fichten, Arven, Lärchen, Ahornbäumen… und vor allem Kastanienbäumen.

In der Vergangenheit waren diese Kastanienbäume die Grundlage für das Überleben der Bevölkerung. Heute sind noch einige jahrhundertealte Bäume übrig, aber das Ökosystem muss gepflegt, erneuert und mit Intelligenz und Respekt bewirtschaftet werden. Die alten landwirtschaftlichen Terrassen, Quellen und Saumpfade sind Spuren eines alten Gleichgewichts zwischen Produktion und Erhaltung.

Die Anbauflächen sind dem Wald gewichen, die Felder sind zu Brachland geworden. Und doch erinnert hier alles an ein komplexes System, das darauf bedacht war, nichts zu verschwenden und in Mass zu leben.

Dieses Gebiet ist nicht unveränderlich. Es ist lebendig, geprägt von der Geschichte. Es erfordert eine Wiedergeburt, die auf einfachen Prinzipien basiert: pflegen, verstehen, restaurieren, weitergeben. Eine sensible menschliche Präsenz wiederherstellen, die mit dem Leben, der Geschichte und den Ressourcen des Ortes verbunden ist.

TOURISMUS UND VERMITTLUNG

In einer Region, die vom Massentourismus geprägt ist, bietet Indemini ein anderes Angebot, welches aus dem Gebiet selbst, seinem langsamen Rhythmus, seiner bewohnten Landschaft und seinem zu vermittelndem Wissen entsteht. Durch die Restaurierung von Gebäuden, die Wiederbelebung des Ackerbaus, die Eröffnung von Wanderwegen und die Aufwertung lokaler Ressourcen entsteht eine Form der Gastfreundschaft, die schlicht und tief verwurzelt ist.

Hierher kommt man, um zu wandern, zu beobachten, zuzuhören. Um beim Melken der Ziegen dabei zu sein, Kastanien wie früher zu geniessen, in einer Steinhütte zu schlafen oder einem alten Saumpfad zu folgen. Ökologische Unterkünfte, erholsame Aufenthalte, Kulturtourismus, Workshops und Rückzugsmöglichkeiten finden ihren Platz in einem kohärenten Ökosystem, welches die Orte und ihre Bewohner respektiert.

Dieser Tourismus ist kein Ziel, sondern eine natürliche Erweiterung des Projekts: im Einklang mit der Landschaft, den Erinnerungen und den Jahreszeiten zu leben. Eine Einladung, für eine Weile anders zu leben und verwandelt wieder aufzubrechen.